DogPersonality
Individuelles Training für Hund und Halter

Journal Club

Aktuelle Forschungsprojekte und -ergebnisse sind für mich als Biologin und Hundetrainerin besonders spannend und wichtig. Für diejenigen, die sich auch dafür interessieren, aber keine Lust oder keine Möglichkeit haben, die Originalarbeiten zu lesen, verfasse ich unter der Rubrik „Journal Club“ in unregelmäßigen Abständen Zusammenfassungen von wissenschaftlichen Publikationen rund um den Hund, vor allem zum Verhalten, Lernen etc., aber auch mal zu Genetik, Krankheiten und anderen Themen –was ich gerade interessant finde. Die Texte haben keinen Anspruch auf vollständige Wiedergabe des Inhalts, ich verwende hauptsächlich die Teile, die sich vielleicht auch im täglichen Leben mit einem Hund anwenden lassen oder über die man einfach mal nachdenken kann. Wer sich zu den Themen mit anderen austauschen möchte, kann das sehr gerne auf der Facebook-Seite von DogPersonality https://www.facebook.com/DogPersonality/ tun; ich freue mich auf interessante Diskussionen und natürlich über Likes!

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2017-05-24

Kupieren – wer erkennt es und wie wirkt es?

Tail Docking and Ear Cropping Dogs: Public Awareness and Perceptions. Mills KE, Robbins J & von Keyserlingk MAG (2016) PLoS ONE 11(6): e0158131. doi:10.1371/journal.pone.0158131 oder http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0158131
 
Für uns hier glücklicherweise nicht mehr ganz aktuell, aber die Diskussion um das Für und Wieder beim Kupieren kommt ja doch immer wieder mal auf, z.B. bei importierten Hunden. In dieser Studie wurden aber nicht gesundheitliche oder Tierschutz-Aspekte untersucht, sondern das persönliche Wissen und Empfinden in Bezug auf kupierte vs. unkupierte Tiere und ihre Besitzer. Dafür wurden Online-Befragungen zu drei verschiedenen Teilversuchen durchgeführt. Im ersten Experiment wurden den Testpersonen Fotos von jeweils einem Hund der Rassen Dobermann, Zwergschnauzer, Brüsseler Griffon oder Boxer vorgelegt und sie sollten zu zehn verschiedenen Eigenschaften Angaben machen, ob diese ihrer Meinung nach eher genetisch oder durch die Umwelt beeinflusst wurden. Die beiden Eigenschaften, die für das Experiment von Bedeutung waren, waren Schwanzlänge und Ohrform und –größe. Zusätzlich wurden den Teilnehmern zwei Bilder von einem kupierten und einem unkupierten Hund derselben Rasse gezeigt und sie sollten angeben, ob die Unterschiede auf individueller Variation, chirurgischer Entfernung oder keiner der beiden Optionen beruhen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Versuchspersonen davon ausgehen, dass Schwanzlänge und noch mehr die Ohrform überwiegend genetisch bedingt sind. Die selben Personen entschieden sich aber mit knapper Mehrheit (58%) dafür, dass die Unterschiede zwischen kupierten und unkupierten Individuen durch chirugische Eingriffe entstehen (HundehalterInnen und Frauen schnitten übrigens etwas besser ab).
Im zweiten Experiment bekamen die Teilnehmer vier Bilder vorgelegt, je ein Hund von jeder der Rassen, jeder zufällig kupiert oder unkupiert. Dann sollten sie 10 Eigenschaften anhand des Aussehens einschätzen. Statistisch signifikant unterschiedlich schätzten die Teilnehmer ein, dass die kupierten Hunde aggressiver gegen Menschen und Hunde sowie dominanter bei anderen Hunden sind, während sie die unkupierten Hunde für verspielter und attraktiver hielten. Nach Rassen aufgeschlüsselt werden vor allem Boxer und Dobermann im kupierten Zustand für aggressiver gehalten, während die erhöhte Attraktivität nur beim Brüsseler Griffon signifikant ist (und beim Zwergschnauzer die kupierte Form bevorzugt wird).
Im letzten Experiment erhielten die Teilnehmer Bilder von einem Mann bzw. einer Frau und jeweils einem kupierten bzw. unkupierten Dobermann als angeblicher Hund des Menschen. Dabei sollten sie verschiedene Eigenschaften der Menschen einschätzen. Hier gab es teilweise interessante Unterschiede zwischen den Geschlechtern, so wurden vor allem weibliche Besitzer von kupierten Hunden für aggressiver und dominanter gehalten. Besitzer von kupierten Hunden wurden außerdem für narzisstischer und kompetenter, dafür aber für weniger warmherzig, verspielt und gesprächig gehalten.

Admin - 17:02:47 | Kommentar hinzufügen