DogPersonality
Individuelles Training für Hund und Halter

Journal Club

Aktuelle Forschungsprojekte und -ergebnisse sind für mich als Biologin und Hundetrainerin besonders spannend und wichtig. Für diejenigen, die sich auch dafür interessieren, aber keine Lust oder keine Möglichkeit haben, die Originalarbeiten zu lesen, verfasse ich unter der Rubrik „Journal Club“ in unregelmäßigen Abständen Zusammenfassungen von wissenschaftlichen Publikationen rund um den Hund, vor allem zum Verhalten, Lernen etc., aber auch mal zu Genetik, Krankheiten und anderen Themen –was ich gerade interessant finde. Die Texte haben keinen Anspruch auf vollständige Wiedergabe des Inhalts, ich verwende hauptsächlich die Teile, die sich vielleicht auch im täglichen Leben mit einem Hund anwenden lassen oder über die man einfach mal nachdenken kann. Wer sich zu den Themen mit anderen austauschen möchte, kann das sehr gerne auf der Facebook-Seite von DogPersonality https://www.facebook.com/DogPersonality/ tun; ich freue mich auf interessante Diskussionen und natürlich über Likes!

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2017-07-31

Kann man Aufmerksamkeit lehren/lernen?

Can attention be taught? Interspecific attention by dogs (Canis familiaris) performing obedience tasks. Mongillo P, Pitteri E, Candaten M & Marinelli L (2016) Applied Animal Behaviour Science 182: 30-37. http://dx.doi.org/10.1016/j.applanim.2016.05.018

Aufmerksamkeit ist ein wichtiges Thema im Training ebenso wie im täglichen Zusammenleben mit einem Hund. Ein aufmerksamer Hund wird mit viel höherer Wahrscheinlichkeit auf seinen Halter reagieren als ein abgelenkter, und den Spruch „Mach deinen Hund mal auf Dich aufmerksam!“ haben wohl auch schon viele Besitzer gehört.
In der vorliegenden Publikation wurde die auf ihre Halter gerichtete Aufmerksamkeit von Hunden anhand von Blickkontakten untersucht. Die 64 Hunde hatten unterschiedliche Trainingsstände, „expert“ hatten einen 6-monatigen Obedience-Kurs absolviert, „intermediate“ waren im Training und „novice“ hatten noch kein Training erhalten.
In dem Test wurde analysiert, wie lange jeder Blickkontakt mit dem Halter dauerte und wie häufig der Blickkontakt aufgenommen wurde. Zu Beginn durfte sich der Hund frei im Testraum bewegen, während der Halter weitere Instruktionen für den Testablauf erhielt. In den letzten zwei Minuten dieser Phase wurden Dauer und Häufigkeit der Blickkontakte des Hundes als „baseline“ aufgenommen. Bei dem eigentlichen Versuch sollte der Halter seinen Hund dazu bringen, ein maximal 30 Sekunden dauerndes „Bleib“ in beliebiger Position auszuführen, während der Halter in 2,5 Metern Entfernung steht. Dabei gab es beim ersten Durchgang keine Ablenkung, beim zweiten eine Schüssel mit Trockenfutter und beim dritten ein Spielzeug im Abstand von einem halben Meter vor dem Hund.
In der „baseline“, in der die Hunde keine Aufgabe hatten, zeigten sich signifikante Unterschiede in der Dauer der einzelnen Blickkontakte beim Geschlecht, wobei unkastrierte Hündinnen am längsten schauten, und beim Trainingsstand, bei dem die Blickdauer mit zunehmender Erfahrung länger wurde.
Bei den „Bleib“-Übungen nahm die durchschnittliche Zeit, die die Hunde an der Stelle blieben, mit zunehmendem Trainingsstand zu, wenn auch nur bei der ersten (ohne Ablenkung) statistisch signifikant. Das Geschlecht hatte keinen Einfluss auf die Bleib-Dauer.
Bei den Blickkontakten spielten weder Alter noch Geschlecht eine Rolle, Trainingsstand und Art der Ablenkung hingegen hatten einen signifikanten Einfluss auf auf Dauer und Häufigkeit der Blickkontakte, beides jeweils länger bzw. häufiger ohne Ablenkung und bei gut ausgebildeten Hunden. Zu den Werten der „baseline“ gab es nur eine mäßige Korrelation mit der Blickdauer beim „Bleib“ ohne Ablenkung. Auch der Zusammenhang von Blickdauer und –häufigkeit war nur sehr schwach ausgeprägt.

Admin - 14:42:23 | Kommentar hinzufügen