2017-11-11
Hybrid vigour in dogs? Nicholas FW, Arnott ER & McGreevy PD (2016). The Veterinary Journal 214: 77-83. http://dx.doi.org/10.1016/j.tvjl.2016.05.013
“Designer Dogs” sind seit einiger Zeit groß in Mode. Unter einem Designer Dog versteht man eine Mischung aus zwei verschiedenen Hunderassen, bekanntestes Beispiel ist der Labradoodle, der aus Labrador Retriever und Großpudel besteht.
Der hier vorgestellte Artikel ist ein Review, d.h. hier wurde kein Versuch durchgeführt und analysiert, sondern es wurden Daten aus möglichst vielen Quellen zusammengetragen und vergleichend diskutiert.
Der Review beginnt mit einem allgemeinen Überblick über Hybridzuchten, die vor allem in der Landwirtschaft eine große Rolle spielen. Schon Darwin hat demnach bereits erwähnt, dass Individuen, die aus zwei sehr verschiedenen Linien einer Art gezüchtet wurden, vitaler und fruchtbarer sind als Mitglieder der reinen Linien. Das bekannteste weil beeindruckendste Beispiel ist der Mais, bei dem Hybriden mehr als doppelt so viel Ertrag bringen können wie die Elternpflanzen. Bei den meisten anderen Tier- und Pflanzenarten ist der Effekt deutlich geringer (ca. 3-23%), was vor allem daran liegt, dass die verschiedenen Linien bei ihnen genetisch ähnlicher sind als beim Mais und der Effekt im allgemeinen umso stärker ist, je unähnlicher sich die Elternindividuen sind. Das Maß dafür ist der Inzucht-Koeffizient, der beim Mais bei 1,0 liegt, bei Schafen, Rindern und Menschen zwischen 0 und 0,09 und bei Hunden zwischen 0 und 0,37.
Zwei Studien fanden heraus, dass Hauttumore bei Rassehunden doppelt so häufig auftraten wie bei Mischlingen, während es keinen signifikanten Unterschied für das Auftreten von Hüftgelenksdysplasie gab. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) trat in einer weiteren Untersuchung häufiger bei Mischlingen als bei Rassehunden auf. In einem vierten Fall wurde das Auftreten der multifokalen retinalen Dysplasie bei Labradoodlen, Labrador Retrievern und Pudeln analysiert, wobei diese Augenkrankeheit signifikant häufiger bei den Hybriden als bei beiden Rassen auftrat. Außerdem gab es noch eine Untersuchung, die an einem sehr umfangreichen Datensatz für 24 erbliche Erkrankungen die Häufigkeiten bei Rassehunden und Mischlingen analysiert hat. Von diesen traten 10 häufiger bei Rassehunden auf, eine häufiger bei Mischlingen und bei den anderen war kein signifikanter Unterschied erkennbar. Drei weitere Publikationen fanden eine größere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Epilepsie, Diabetes bzw. mehreren unterschiedlichen Krankheitsbildern bei Rassehunden verglichen mit Mischlingen.
Als Führhunde zeigten sich Labrador/Golden Retriever-Mixe erfolgreicher als reinrassige Vertreter dieser beiden Rassen bzw. als reinrassige Deutsche Schäferhunde, während bei einem Welpentest keine signifikanten Unterschiede gefunden wurden.
Schließlich gab es noch drei Untersuchungen zur Langlebigkeit, die Durchschnittsalter von 8,5, 11,0 und 13,1 für Mischlinge und 6,7, 9,8 und 11,9 Jahren für Rassehunde angeben.
Das Hauptproblem bei den meisten hier analysierten Studien liegt darin, dass zwar Rassehunde mehr oder weniger eindeutig klassifiziert wurden, Rassehybriden bzw. Mischlinge aber nicht, d.h. in der Regel weiß man nicht, welche Rassen bzw. in welchem Verhältnis diese an der jeweiligen Mischung beteiligt waren. Insofern kann man nicht ausschließen, dass z.B. bei den Untersuchungen der Krankheiten bei den Mischlingen überwiegend Rassen beteiligt waren, bei denen die untersuchte Erkrankung nicht vorkommt.
Insgesamt lassen sich aus den Untersuchungen sehr wenig Rückschlüsse vor allem für „Designer Dogs“ ziehen, da mögliche Effekte vor allem bei den Hybriden der ersten Generation, also mit zwei verschiedenen, reinrassigen Eltern, auftreten sollten, diese aber nicht von anderen Mischungen getrennt analysiert werden konnten.
Admin - 13:45:39
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